Showtime des Pferdestammbuchs
in den Holstenhallen
Showtime des Pferdestammbuchs
in den Holstenhallen
Neumünster. Zum 30sten Mal wird am zweiten Februarwochenenden unter den Fittichen des Pferdestammbuchs SH/HH (PSB) eine so bunte wie berührende Show mit einigen Hundert Pferden aus zwei Dutzend verschiedener Rassegruppen und unzähligen Verwendungsweisen geboten. Die Auswahl für die Show ist in vollem Gange, während die Züchter just diejenigen ihrer Hengste vorbereiten, die sie in Kürze zur Körung vorstellen wollen.
„It’s Showtime“ heißt es vom 9. bis 11. Februar in den Holstenhallen von Neumünster nicht nur für die dreijährigen Hengste, die sich auf der Körung des Pferdestammbuchs Schleswig-Holstein/Hamburg (PSB) präsentieren, um die begehrte Zuchtzulassung zu bekommen. Auch beim 30. Schaunachmittag des Pferdestammbuchs am Sonntag, 11. Februar, wird unter diesem Motto wieder Beeindruckendes auf zwei bis vier Beine gestellt: „Wir wollen den Schaunachmittag etwas kürzer und knackiger gestalten“, kündigt Elisabeth Jensen (Felde), PSB-Geschäftsführerin und Zuchtleiterin, an. Beginn ist diesmal erst um 15 Uhr, also eine Stunde später als in den vergangenen Jahren. Zuvor heißt es „Vorhang auf“ für die Islandpferde. In flottem Tölt und dynamischem Rennpass geht es beim „Wintercup“ des Islandpferde-Reiter- und Züchterverband Nord, kurz IPZV-Nord, für ausgewählte Reiter und Pferde um die Meriten für das beste Gangvermögen. Die lebhaften Vierbeiner messen sich in Vier- und Fünfgangprüfungen sowie im Tölt. Aber schon ab 8 Uhr morgens stehen Prüfungen – nämlich Ponyspringen – auf dem Programm. Die besten Reiter-Pony-Paare der auf Zwei-Sterne-A-Niveau ausgetragenen Prüfungen lösen damit ihr Ticket zur Teilnahme am Ponyspringen beim großen Reitturnier VR Classics, das am darauffolgenden Wochenende in den Holstenhallen stattfindet.
„Bis 1987 fand unsere Körung zwischen der Trakehner- und der Holsteiner-Körung unter der Woche statt“, erzählt Elisabeth Jensen aus der Historie. „Erst mit der Finanzierung durch den Schaunachmittag war der Umzug auf das teurere Wochenende möglich. Das war damals ein großer Schritt für unseren Verband.“ Angefangen habe alles mit einer Hengstschau: „Es wurden Althengste präsentiert und prämiert und das Ganze durch Schaubilder aufgelockert. Später waren es dann nur noch Schaubilder.“ Mittlerweile sind in den Holstenhallen jedes Jahr rund 20 bis ins Detail liebevoll ausgearbeitete und aufwendig einstudierte Auftritte zu sehen. „Unser Schaunachmittag ist etwas ganz Besonderes“, findet Jensen. „Wir engagieren keine Profis, sondern alle Akteure sind ganz normale Menschen, die ehrenamtlich aus Freude am Pferd mitmachen.“ Inklusive der zahlreichen Helfer sind insgesamt rund 300 Personen und über 200 vierbeinige Showstars beteiligt.
Fest steht bereits: der Vorhang öffnet sich für einen Großteil der unter dem Pferdestammbuch versammelten Rassen. „Vom Schleswiger Kaltblut bis zum Shetlandpony ist fast alles vertreten. Es sind wieder viele tolle Ideen dabei“, verrät Jensen, die erneut von Hans-Heinrich Ehlers (Bokhorst) entscheidend unterstützt wird. Der Shetland Pony-Züchter, der die Organisation der Schau im dritten Jahr maßgeblich verantwortet und zuvor „bestimmt zehnmal selbst teilgenommen“ hat, wie er rekapituliert, verrät: „Erstmals seit vielen Jahren ist eine Voltigier-Gruppe dabei.“ Initiator ist Familie Stenzel aus Wilster. Eine absolute Neuheit ist das Finale der Töltprüfung des Islandpferde-Wintercups, das zum ersten Mal im Rahmen des Schaunachmittags ausgetragen wird. Eine Haflinger-Quadrille vom Haflinger-Freundeskreis, sogar eine S-Dressur-Kür auf dem Pony (Wenke Kraus, Boostedt), schnuckelige Dartmoor-Ponys, ein rasantes Geschwindigkeitsfahren durch Hindernisse und ebenso spektakuläre Mounted Games stehen zudem auf der Agenda. Vom Spaß-Polo über Märchenwelten bis hin zur Liebeserklärung an den hohen Norden sind der Vielfalt keine Grenzen gesetzt. „Wir haben diesmal bewusst ein offenes Motto gewählt“, erzählt Ehlers. Je eingrenzender das Motto, desto häufiger komme es zu ähnlichen Ideen der Teilnehmer. Etwa fünf bis zehn Schaubilder müssen jeweils abgelehnt werden, um den Rahmen nicht zu sprengen. „Bei der Auswahl achten wir in erster Linie auf einen guten Unterhaltungswert für den Zuschauer“, erläutert Ehlers die Kriterien. Die Schaubilder sollen möglichst unterschiedlich und abwechslungsreich sein und gleichzeitig auch die Bandbreite und Vielfältigkeit der Rassen des Pferdestammbuch darstellen. So ist das südländische Temperament spanischer Pferde in ihrer traditionellen Reitweise ebenso vertreten wie PS-starke, „beinharte“ Schleswiger. „Wir sehen uns die Schaubilder aber auch an, um Tipps und Verbesserungsvorschläge zu geben“, so Ehlers. Oft seien beispielsweise noch Kürzungen angesagt. Das Feilen an den Darbietungen ist aktuell jedoch so gut wie abgeschlossen. Anders ist es bei den aufwendigen Näharbeiten für die Kostüme. „Die Omas und Opas nähen mit, oft wird die ganze Familie mit einbezogen“, so Ehlers. Das größte Schaubild ist eine „Fuchsjagd“ mit über 40 Shetlandponys und über 70 Teilnehmern, an dem auch Ehlers Tochter Tanja maßgeblich beteiligt ist. Tanja Ehlers wird außerdem zwei Hengste zur Körung vorstellen, auch Ehlers selbst hat einen Hengst vorbereitet.
Hinzu kommen Generalproben der Schaubilder am Freitag- und Samstagabend, bei denen „an Musik, Beleuchtung und Helferabstimmung gebastelt wird“, so Ehlers. Ein stressiges Wochenende? Ehlers sagt: „Ich weiß aus Erfahrung, wie die Akteure sich kurz vor dem Auftritt fühlen. Das ist Aufregung pur. Die große Halle, die vielen Menschen und die Tiere sind eine ganz andere Nummer als zuhause.“ Sobald die Show beginnt, sei bei ihm jedoch Entspannung angesagt: „Dann genieße ich die Schau, man kann dann ja ohnehin nichts mehr ändern.“
Traditionell gehört zum Schaunachmittag auch eine große Verlosungsaktion. Zu gewinnen gibt es diesmal unter anderen einen Kurz-Urlaub und Ferienwochenenden. In Zusammenarbeit mit der Aktion „Pferde für unsere Kinder“ wird außerdem ein Holzpferd an Kindergärten verlost. Eine Gruppe von Kinder der Arche Jenfeld aus Hamburg erhält darüber hinaus freien Eintritt zum Schaunachmittag.
Für die Köranwärter beginnt das ereignisreiche Wochenende bereits am Morgen des Freitag, 9. Februar, mit dem Messen der Hengste. Rund 100 Vierbeiner der verschiedenen Rassen werden erwartet. Weiter geht es mit einem Probefreispringen für einige Rassen sowie der ersten und zweiten Besichtigung der Körkandidaten. Hengste, die bereits in anderen Zuchtverbänden eingetragen sind, werden am Sonnabend zur Anerkennung im Land zwischen den Meeren vorgestellt. Die potenziellen Vererber der Zukunft stellen sich an diesem Tag in der dritten Musterung der Körkommission, bis schließlich die Körurteile fallen. Ab etwa 20 Uhr klingt der spannende Tag beim geselligen Züchterabend im Holstenhallen-Restaurant aus.
Für die fachliche Beurteilung zeichnen wie im Vorjahr Carsten Dose aus Elmshorn, Inka Störmann-Thies aus Flethsee sowie Volker Hofmeister aus Hannover verantwortlich, die gemeinsam mit Zuchtleiterin Elisabeth Jensen die Körkommission bilden und pro Rasse durch ein bis zwei Rassevertreter ergänzt werden. Die zahlenmäßige Dominanz des Körlots gehört mit bisher fast 30 jungen Hengsten den Deutschen Reitponys. Hinzu kommt eine bunte Kollektion aus einigen Fjordpferden, Haflingern, New Forest, Welsh- und Shetlandponys. Die heimischen Schleswiger sind ebenso vertreten wie Pinto und Merens. Insgesamt haben sich bisher fast 20 Rassegruppen angekündigt. „Mit dem breiten Rassespektrum und den bereits an die 100 angemeldeten Hengsten können wir sehr zufrieden sein“, so Jensen. Auffällig stark vertreten sind die Islandpferde, die mit fast 20 Kandidaten zur zweitstärksten Rassegruppe gehören und ihre Anzahl gegenüber 2017 fast verdoppelt haben. Zwar werden die Islandhengste durch den IPZV begutachtet, der eigene Richter stellt – Suzan Beuk und Annika Wiescher – doch „Neumünster bietet den Islandhengsten mit einem guten Boden und der Hengst-Präsentation vor einem breiten Publikum besonders attraktive Gegebenheiten“, begründet Jensen. Durch die Verbindung mit dem Wintercup des IPZV sei zudem das entsprechende Fachpublikum anwesend. „Mit der Videoübertragung bieten wir den Hengsthaltern außerdem die Möglichkeit, ihre Hengste auch überregional zu präsentieren“, sagt Jensen. Um die Qualität der Präsentation und den Zeitpunkt am Wochenende zu sichern, wird – wie bei anderen Verbänden Gang und Gäbe – erstmals am Sonnabend ein Eintritt von 5 Euro erhoben. „Dafür erwartet die Besucher eine tolle Veranstaltung mit den besten jungen Hengsten Schleswig-Holsteins“, so Jensen.
Karten für den Schautag können telefonisch unter 04321-9100 oder schriftlich (Holstenhallen Neumünster GmbH, Justus-von-Liebig-Straße 2-4, 24537 Neumünster oder per E-Mail Lisa.Gerversmann@Holstenhallen.com) bestellt werden.
Jessica Bunjes