Pferdefreundin Susanne Elbert und die Ämter
Reiterin will am 8. März Bürgermeisterin werden
Pferdefreundin Susanne Elbert und die Ämter
Reiterin will am 8. März Bürgermeisterin werden
Von Jessica Bunjes
Martensrade. Schon als Kind wollte Susanne Elbert „immer reiten“. Damals, als ihre Eltern einen Bauernhof im Münsterland hatten, aber keine Pferde mehr. Mit Nachhilfe hat die heute 51-Jährige ihre ersten Reitstunden verdient. Vor 25 Jahren kam die Juristin aus Martensrade zum Studium nach Kiel, kaufte vom ersten eigenen Geld das erste eigene Pferd. Heute ist die Natur- und Tierfreundin Kandidatin der GRÜNEN für die Bürgermeisterwahl am 8. März. Und Pferde hat sie immer noch.
Susanne Elbert steht mit Parka und Gummistiefeln auf der Weide. Beides ist morast-grün, das ist aber in diesem Fall angesichts der saisonbedingt aufgeweichten Pfade rund um den Pferdehof eher zweckmäßig als Gesinnung. „Es gibt für mich nichts Schöneres, als im Stall zu entspannen, den Alltag draußen und den Wind um meine Nase wehen zu lassen“, sagt die Hobby-Politikerin, die sich engagiert, „weil etwas zu tun, und es im Zweifel auch mal besser zu machen als andere, viel wichtiger ist, als immer nur zu meckern.“ Susanne Elbert ist deswegen Abgeordnete des Kreistags Plön, leitet dort den Ausschuss für Bauen, Umwelt und Abfallwirtschaft.
Zu ihrer Bürgermeister-Kandidatur Schwentinental sagt sie: „Ich bin kein Typ, der ausweicht, wenn ich irgendwo einen Missstand sehe, ich packe das an. Ich will gestalten – für die Region und in der Region.“ Sie engagiert sich aus Überzeugung für die Menschen, aber auch für die Natur und für die Tiere. Zu den GRÜNEN gekommen ist die Juristin über Umwege: „Ich bin schon über die Schülerzeitung mit der Politik in Berührung gekommen, dann zunächst als wissenschaftliche Assistentin zur FDP. Das war eine super spannende Zeit. Nach dem Referendariat merkte ich jedoch, dass mein Herz eher sozial-ökologisch schlägt.“ Der SPD-Ortsverein ihrer Heimatgemeinde Martensrade war langfristig dennoch nicht das Richtige. „Insbesondere war der autoritäre Führungsstil von Ralf Stegner nichts für mich.“ So landete sie vor fünfeinhalb Jahren bei den GRÜNEN. „Dort habe ich mein politisches Zuhause gefunden“, wie sie sagt.
Das Action-Quartet: Labrador-Pudel, Holsteiner und Oldenburger
Während sie erzählt, hüpft Hündin Adele herum, eine Art Labrador mit Locken. Oder eine Art Pudel mit ungeklärten Ahnen. Die Abstammung ihrer beiden Pferde ist hingegen bekannt: Youngster Titan (5) ist Holsteiner, Lordanus Boy (19), Oldenburger. Der „Rentner“ ist ihr „Pflegefall“: „Ich hatte ihn kaum fünf Tage, da wurde er so schwer getreten, dass Teile der Wirbelsäule nachhaltig verletzt wurden.“ Ein Jahr lang hat sie die Verletzung auskurieren lassen, doch der Hals des Pferdes blieb ein Stück weit steif. „Aber ich wollte ihn nicht aufgeben, er ist einfach so ein netter Typ, war so ein wunderschönes Pferd. Und es hat funktioniert. Bis vor einem Jahr sind wir zusammen geritten, zwar mit Einschränkungen, aber es ging“, erzählt die Tierfreundin. Inzwischen macht der betagte Wallach nur noch einmal die Woche Gymnastik, ist ansonsten Fohlen-Opa und im „Begleit-Service“, wie seine Besitzerin es nennt: „Wenn andere Pferde nicht allein zum Turnier fahren wollen, geht er mit auf den Hänger, wird dafür schön geputzt und schick gemacht, das liebt er. Dann fährt ein bisschen stolz mit durch die Gegend.“
Beckenbruch, Schlaganfall und Tumor: Eine schwere Zeit
Schimmel Titan kam vor eineinhalb Jahren hinzu. „Er ist der Clown im Stall.“ Mit Titan ist – bis auf ein inzwischen verheiltes Hufgeschwür – alles ok. Das ist ein Glücksfall, denn abgesehen vom Weide-Unfall ihres Lordanus, hatte Susanne Elbert bereits mit Lordanus „Vorgänger“ Pech: „Das war ein fünfjähriger Trakehner. Der hat sich nach fünf Monaten beim Freilaufen das Becken in fünf Teile gebrochen.“ Vermutlich eine Knochenerkrankung. Das Pferd, mit dem Susann Elbert eigentlich damals „neu anfangen“ wollte, musste eingeschläfert werden. Einen Neuanfang hat die Martensraderin damals gebraucht, weil Ehemann Klaus Müller im Jahr 2004 einen schweren Schlaganfall erlitt, parallel Susanne Elberts damaliges Pferd Lugano an einem Tumor erkrankte. „Die Zeit war schwer. Mein Mann lag in der Klinik im Koma und in der Tier-Klinik wurde mein Pferd eingeschläfert.“ Als ihr Mann sich ein Jahr später erholt hatte, kam der Beckenbruch-Trakehner…
Der Geruch, die sanfte Nase: Der Virus Pferd
Zweimal hat Susanne Elbert sich beim Sturz vom Pferd das Handgelenk gebrochen, in den Sattel gestiegen ist sie trotzdem wieder, hat wieder nicht aufgegeben, mit Titan just ihre erste Springstunde gehabt. Oliver Polster, Pächter von Haferklinten und „Doppel-Pferdewirtschaftsmeister“ für Zucht und Haltung sowie für Reiten, hilft der Juristin mit wissenschaftlicher Zusatzausrichtung (MBA), die in Kooperation mit einer Steuer-, Unternehmens- und Wirtschaftsprüfungsanstalt zusammenarbeitet, den Wallach auszubilden, damit zukünftig möglichst keine Unfälle mehr passieren. „Ich habe mir so oft gesagt, jetzt reicht es. Ein Pferd ist ja im Prinzip ein Fulltime-Job nebenbei. Dazu der Dreck, der Matsch im Herbst, die Kälte im Winter. Aber genau das fehlt nach drei Monaten. Der Geruch, die Haare, die sanfte Nase. Wer den Virus einmal hat, kommt nicht mehr davon los.“ Wenn das Wahl-Ergebnis feststeht, ist eins völlig klar: dann wartet so oder so nicht zuerst das Amt sondern das Pferd.