Apassionata in Kiel: Cinema of Dreams

Apassionata in Kiel: Cinema of Dreams

Fotos: APASSIONATA

Apassionata in Kiel: Cinema of Dreams

 

Text: Jessica Bunjes

Gottseidank. Das „Cinema of Dreams“ ist Herberge eher für die ,,Pirats of the Caribbean”, als für weichgespülte Märchenfeen, die wem auch immer bei der Suche nach was auch immer helfen. Hat alles seine Zeit und seine Berechtigung, aber ich kann es wirklich nicht mehr sehen. Die Apassionata 2017 hingegen rockte Kiel mit einigen erfrischenden Ideen und neuem Esprit, war laut und schrill und bunt und wagemutig.
Sie galoppiert berechtigt die besten Einspielzahlen der vergangenen Jahre in der Landeshauptstadt ein: Allein 9500 Zuschauer sahen die erste von drei fulminanten Shows in der Sparkassen-Arena, die beiden weiteren Shows zogen Sonnabend und Sonntag nach. „Kiel ist unser stärkster Spielort, das Publikum treu und begeisterungsfähig, wir sind absolut zufrieden“, bilanzierte Jutta Schulz vom Apassionata-Presse-Team. Noch eine Station der Europa-Tour steht aus, dann hat das Familien-Pferde-Spektakel nach rund 30 Tour-Städten erneut eine halbe Million Zuschauer erreicht, wahrscheinlich mehr. „Wir haben noch keine abschließende Bilanz, um zu sagen, dass es die erfolgreichste Tour aller Zeiten war, zumindest haben wir die beste Tour der vergangenen Jahre. Der Vorverkauf 2018 ist garantiert der beste aller Zeiten“, so Schulz.
Das ist der zeitgemäßen Mischung aus erwachsenentauglicher Story, inspirierten Kostümen, kurzweiligen Reit-Auftritten und waghalsiger Action zu verdanken. Kombiniert mit schönen Pferden, unterhaltsamen Tanzeinlagen und befreit von zu viel „flauschigem Chi-Chi“ begeistern internationale Profi-Equipen wie „Hasta Luego“, „Giona“, „Sebastian Fernandez“ und „Luis Valencia“, zudem waghalsige Trickreiter wie die „Voltigeurs du Monde“ und der Könner Laury Tisseur auch diejenigen der ansonsten reitferneren Zuschauer, bei denen lokale Bekanntheit keine Punkte holt.
Laury Tisseurs „Ungarische Post“ – stehend auf zwei Kruppen, dabei vier Pferde manövrierend und vier Oxer überwindend – ist großartig, unabhängig davon, ob der Franzose mal ins Wackeln kommt. Auch ansonsten ist es ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern, darunter die Niederländerin Daphne de Visser, die den schweren Noriker Thomas in seltener Fell-Fleckung zu geradezu grazilen Manövern animiert. Wohltuend: der Cadillac-Rock, der mit Salto Mortale der „ExperiDance Company“ und leuchtenden Star Wars-Lanzen im vierfüßigen Lichtspieltheater „Cinema of Dreams“ das vielerorts überstrapazierte Einhorn-Streich-Orchester ablöst.
Apassionata ist eine Familien-Show, die durch opulente Technik und emotionale Musik in Szene setzt, was vielleicht auf Olympia-Niveau nicht standhält. Das muss es aber gar nicht. Apassionata begeisterte europaweit Hunderttausende, die schöne Pferde in schönen Bildern, bezaubernde Freiheitsdressuren und spektakuläre Stunts sehen wollen, während sie eintauchen in eine sorglose Welt mit zuckersüßen Mini-Shettys, großartig „domptiert“ von Bartolo Messina.
Kritik wird immer laut. Sie ist nicht gänzlich unberechtigt – ein Brauner lief einige Tritte tatsächlich ataktisch. Wer hier jedoch für eine tierärztlich überwachte Pferde-Truppe eine aktute Lahmheit aus der Ferne diagnostiziert, sucht das Haar in der Suppe. Auch die an manchen Stellen immer wieder geführte Diskussion der (zu) „engen“ Zügelführung ist nicht an jeder Stelle unberechtigt. Jedoch – tun wir nicht so, als sei das bei anderen Shows (und bei Olympia) anders. Apassionata beeindruckt viele auf vielfältige Weise – und das zurecht.

Foto: APASSIONATA

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