Aussenseitersieg im Großen Preis
von Neumünster
Aussenseitersieg im Großen Preis
von Neumünster
Von Jessica Bunjes
Neumünster. Germany: Zero Points – und das war in diesem Fall gut so. Denn der Sieg im Großen Preis von Neumünster wurde gestern bei den VR Classics in den Holstenhallen überraschend nur zwischen zweien ausgetragen. Lediglich Christopher Kläsener (Dorsten) mit Holsteiner Stute Cassandra und Harm Lahde (Blender) mit Oak Grove’s Heartfelt waren im Umlauf fehlerfrei geblieben. 12.500 Euro nahm der 24-jährige Sieger Kläsener am Ende mit nach Hause in den Stall seiner Arbeitgeber Eva Bitter und Marco Kutscher (Essen).
39 Starter haben ihr Glück im 1,55 Meter hohen Parcours von Frank Rothenberger (Bünde) auf die Probe gestellt, drei haben es zu sehr strapaziert, darunter der am Sonnabend frisch gekürte Champion der Pferdestadt Neumünster im Springreiten, Felix Haßmann (Lienen). Mit seinem Holsteiner Hengst Cayenne WZ brachte der 32-jährige Westfale drei Stangen zu Fall und gab auf, nachdem das Paar am Vortag brilliert hatte. Das Publikum nahm es nicht krumm, im Gegenteil: Der am Sonntag nicht ganz so glückliche Felix wurde mit respektvollem Applaus aus der Halle komplimentiert.
Auch bei den übrigen Paaren blieben nicht annähernd alle Stangen oben – im Gegenteil. Vielseitigkeits-Olympiareiter Kai Rüder aus Fehmarn hatte sein von Casall abstammendes Springpferd dabei, Cross Keys. Beiden passierten 13 Fehler, davon einer für Zeitüberschreitung – Rang 34. Selbst die beste Amazone, die drittplatzierte, in Westfalen ansässige Schweizerin Clarissa Crotta, kam nicht mit blütenreiner Weste ins Ziel: 4 Punkte kassierte sie mit SGW Lord Poldy, den die Mannschafts-Europameisterin von 2009 erst zum vierten Mal mit auf Turnier hat, wie sie berichtete. „Er sprang alle Tage richtig gut.“ Ihr Dank richtete sich an die Veranstalter Paul und Bettina Schockemöhle: „Neumünster ist ganz besonders, top organisiert und die Zuschauer verstehen etwas vom Sport.“
Der Sieger, Christopher Kläsener, konnte seinen Erfolg kaum fassen: „Dazu fällt mir nichts mehr ein. Ich habe nicht viel Druck gemacht, aber die Stute hat ein unheimliches Springvermögen und eine Top-Einstellung.“ Bei der Vorbereitung hat Chef Marco Kutscher assistiert, in dessen Stall Cassandra seit fünf Wochen steht. „Wir konnten gleich das erste Turnier, den großen Preis von Verden, gewinnen, seither läuft es.“ Schockemöhle, für den Kläsener ein Jahr lang gearbeitet hat, bedauerte mit einem Schmunzeln: „Ich habe Pech gehabt: Am Sonnabend habe ich mal nach einem Pferd namens Cassandra gefragt, war mit dem Preis aber etwas zu zögerlich – heute sieht das mit dem Kaufen für mich wohl schlecht aus.“ Glück hingegen hatte der zweitplatzierten Lahde: „Letztes Jahr war ich der Schnellste mit einem Fehler, dieses Jahr habe ich den Fehler erst im Stechen gemacht.“
In Summe sahen laut Bettina Schockemöhle 38.600 Zuschauer an vier Tagen hochkarätigen Sport – 400 mehr als im Vorjahr. „Zum ersten Mal hatten wir Freitagabend die Halle voll.“