Das war der Trakehner Hengstmarkt 2017
Kaiser Milton von Millennium siegte
Das war der Trakehner Hengstmarkt 2017
Kaiser Milton von Millennium siegte
Von Jessica Bunjes
Neumünster. Nach vier Tagen voller Höhepunkte feierten gestern Tausende Fans aus aller Welt den Sieger des 55. Trakehner Hengstmarktes in den Holstenhallen von Neumünster mit Jubelpfiffen und frenetischem Beifall: Kaiser Milton, der es in den Körkatalog der ausgestellten 34 Aspiranten nicht mit Foto geschafft hatte, zeigte sich naach Freilaufen, Freispringen, an der Hand und vom Interieur her als wahrer Kaiser. Jetzt wird sein Konterfei die Titelseiten der Fachpresse zieren.
„Die drei besten Hengste unter den edelsten der Edlen sind grundverschieden im Typ. Sie zeigen perfekt, wie groß die genetische Vielfalt des Trakehner Pferdes wieder geworden ist“, zog Zuchtleiter Lars Gehrmann (Brodersdorf) nach einem fulminanten Hengstmarkt mit Stutenschau, Reitpferdeauktion und Galaabend Bilanz. Der Vorsitzende der fünfköpfigen Körkommission bezog sich mit seinem Kommentar auf die tragische Geschichte verbunden mit der einstmals dramatischen Schrumpfung des edlen Warmblutpferdes ostpreußischer Abstammung: Kaum zwei Dutzend Stuten aus dem Hauptgestüt Trakehnen konnten aus dem Zweiten Weltkrieg gerettet werden.
In herrlicher Blüte steht dafür der aktuelle Stutenbestand, der zum Ende 2016 von dem in Neumünster mit seinem Geschäftssitz beheimateten Trakehner Verband bundesweit mit 2558 Stuten angegeben wird. Die Jahressiegerstute wurde am Sonnabend ermittelt: Die schönste der punkthöchsten neun Schönen der zentralen Eintragungsplätze, die Elfado-Tochter Krishna, stammt aus Holstein, aus dem Gestüt Tasdorf von Petra Wilm. Der finanziell schwer angeschlagenen Zuchtstätte tut nicht nur dieser goldene Erfolg gut. Auch ein Hengst aus Wilmscher Zucht verdiente Geld: Der schwarzbraune Schneetänzer wurde unter den insgesamt 32 vorgestellten, daraus 13 gekörten, Hengsten ins Prämienlot der besten sieben erkoren. Er wurde für 38.000 Euro nach Österreich versteigert. Krishna ging ebenfalls nach Österreich und brachte 60.000 Euro ein. Die Pferde kamen in diesem Jahr aushilfsweise unter den Hammer von Hendrik Schulze Rückamp – denn Starauktionator Uwe Heckmann, der die Körung seit 38 Jahren begleitet, war erkrankt. Ebenso wie Körkommissionsmitglied Steffen Bothendorf aus Torgau-Graditz, für den Gisela Gunia (Uslar) einsprang.
„Wir haben sieben Hengste prämiert, da wir nach außen dokumentieren wollten, dass wir eine breite Spitze hatten“, erläuterte Körkommissionsmitglied Dr. Hans-Peter Karp (Ochtrup). Zum Sieger erkoren er und seine erfahrenen Kollegen den dunkelbraunen Millennium-Sohn Kaiser Milton, der aufgrund seiner überragenden Qualität, so berichtete sein niederländischer Züchter Tonnie Aan Ter Stegge, vor zwei Jahren als erstes Trakehner Fohlen auf einer niederländischen Auktion für Warmblutpferde vorgestellt werden durfte. „Es ist mein erster Trakehner und es war herrlich hier“, so Aan Ter Stegge. Gekauft und in Neumünster ausgestellt hat ihn einer, der von sich sagt, „keine Ahnung von Pferden zu haben“, der Niederländer Jan Pieter Dalsem. Er ließ den Strahlemann gestern für 320.000 Euro nach Niedersachsen versteigern – Preisspitze.
Reservesieger wurde Sir Picasso, ein Distelzar-Nachkomme aus Schweizer Zucht, der als einziger der Gekörten unverkäuflich war. Zweiter Reservesieger ist ein Holsteiner Hengst – United Affair aus der Zucht der Gemeinschaft Thönsen (Rantzau). Er wurde, wie fünf weitere gekörte Hengste, vorgestellt von Hauke Jäger (Lütjenwestedt). Jäger bekam dafür (erneut) den Vorführer-Preis verliehen. Gekört wurden zwei weitere Hengste aus Holstein: Bourani von Maja Kozian-Fleck (Quarnbek). Er geht für 37.000 Euro nach Frankreich. Letzter Holsteiner ist Kara ben Nemsi, ausgestellt von einem 17-köpfigen „Medienkonsortium“ aus Journalisten, Fotografen, Verbandsmitgliedern und andere Helfern von „Hinter den Kulissen“. Er ging für 29.000 Euro nach Österreich. Insgesamt brachten elf verkaufte gekörte Hengste 706.000 Euro ein. Jessica Bunjes